Und noch einmal ...

- Erneuter Anlauf nach 9 Jahren -


Inzwischen ist es neun Jahre (!) her, dass ich meinen letzten Dachzelthänger vorgestellt habe. Wie erwartet gab es keine Probleme mehr mit Rost, auch das Zelt ist trotz ausgiebiger Nutzung noch in einem sehr guten Zustand. Nun ist es aber so, dass Material wohl haltbarer ist als der Nutzer: Eine Knieverletzung und dazu dann auch noch Probleme mit einer Schulter machten mir inzwischen die Nutzung des Dachzeltes etwas beschwerlicher. Und ganz nebenbei werde ich ja auch nicht jünger ...

Was also tun? Aufgeben ist keine Option. Klar, etwas Neues musste her!

In den letzten Jahren hatte ich meine Ausrüstung nach und nach immer weiter verkleinert und optimiert. Eigentlich hatte ich ja immer viel zu viel dabei, war wohl so ein "besser haben als brauchen Ding". Nachdem ich nun gnadenlos alles durchsortiert hatte, verringerte sich die Ausrüstung schon deutlich.

Ich hatte nun auch schon länger den Kofferraum meines neuen Zugfahrzeugs fürs Camping optimiert: Kompressor Kühlbox und eine Powerstation sind vom Frühjahr an immer dabei. Eine Lagerbox und diverse Molle Taschen für Kleinteile sind auch im Kofferraum. Bei Bedarf habe ich auch zwei Solartaschen mit im Fahrzeug. Bis jetzt war kein "Landstrom" mehr nötig. Dazu die Möglichkeit, eine kleine Tischplatte anzubringen. Somit war der Platz für diese Teile im Hänger schon frei ...

Kofferraum des Zugfahrzeugs bereits schon länger optimiert ... Unterwegs mit der niedlichen neuen Schlafgelegenheit ... "Schneewittchensarg" mit 100 km/h Zulassung

Blieb nur noch: "Wo schlafe ich nun?" Mir schwebte ein sozusagen "immer gemachtes Bett" vor. Ich hatte mich schon mit dem Gedanken befasst, mir ein "Gehäuse", also einen festen Aufsatz für meinen Hänger selber zu bauen. Das scheiterte dann bei genauerer Überlegung schlicht am benötigten trockenen Bau- und Unterstellplatz. Also bin ich im Internet auf die Suche gegangen: Neben einigen von solchen Projekten, die nun zum Teil unvollendet zum Verkauf standen, fand ich schließlich den Kleox Hänger: Eigentlich nur ein Anhänger in der richtigen Größe mit einer GFK Haube und einer großen Heckklappe als Einstieg. Gedacht als einfacher Transportanhänger oder aber mit ausgefilztem Innenraum, zwei Fenstern und seitlichen Stützen als rollendem Shelter "Travel". Mit zwei Schlafplätzen oder nur einem Platz und etwas Stauraum.

Nach einigem Überlegen nahm ich dann zum Jahresende 2023 mit der kleinen Manufaktur in Leipzig Kontakt auf, die Hänger in Handarbeit herstellt. Wir wurden uns schnell einig, ich wollte einige Sachen anders bzw. erst gar nicht haben. Und so wurde mir "mein" Hänger für Anfang März 2024 versprochen. Der Termin wurde eingehalten und so konnte ich am 11. März meinen "Schneewittchensarg" dort persönlich abholen. Dank der 100 km/h Zulassung konnte ich die fast 1.000 km hin und zurück an einem Tag abspulen ...

Ich hatte mir in der Wartezeit so einige Gedanken gemacht, wie ich den Hänger nun ausstatten soll. Ich entschied ich mich für das Molle System, sehr variabel und übersichtlich für Kleinteile. Dazu ein paar Lagerboxen, die je nach Bedarf mitgenommen werden können. Es gibt inzwischen Boxen, die Klappen an allen 4 Seiten haben, so dass man immer einen Zugriff auf den Inhalt hat. Zudem sind es Klappboxen, die man bei Nichtgebrauch klein zusammenlegen kann. So stand ich dann vor dem noch leeren Hänger und nahm erst einmal Maß ...

Maßnehmen angesagt ... Rutschfester Gummiboden und Aluminiumrahmen mit Molle Panels Schaummatten, Therm-A-Rest Comfort Matte und Klappmatratze im Spannbetttuch ...

Zuerst verlegte ich einen rutschfesten Gummiboden als Schutz für die Bodenplatte. Diese Siebdruckplatte ist mit 21 mm Stärke extra stabil. Dann baute ich mir zwei Aluminiumrahmen mit je einem Molle Panel. Diese wurden mit verstellbaren Fußteilen zwischen Boden und Decke verklemmt und können bei Bedarf einfach herausgenommen werden.

Auf die gegenüberliegende Seite legte ich zur Isolation und auch um die Bodenhärte zu dämpfen, zwei 1 cm starke Schaummatten aufeinander. Darauf dann ein Sandwich aus einer 3 cm Therm-A-Rest Comfort Matte und einer 8 cm starken Klappmatratze. Damit das nicht verrutscht, wird alles mit einem genau passendem Spannbetttuch zusammengehalten. Noch fehlt ein festes großes Dreieckskissen, das es ermöglicht, sich bequemer anzulehnen, um nicht nur liegen zu müssen ...

Somit war dann auch geklärt, wie viel Platz noch übrig war. Ich habe mich dann nicht für die vorhandenen Euroboxen entschieden, damit das Raumgefühl nicht zu erdrückend wurde. Stattdessen nahm ich etwas kleinere. Eine Eurobox habe ich dann aber doch zur Energiebox umfunktioniert: Darin ist eine 120 AH Solarbatterie verbaut und ein MPPT Solarregler. Diese Box steht fest am Kopfende und man sieht deutlich den Größenunterschied zu den kleineren Lagerboxen.

Eine 200 Watt Solartasche dient zum Aufladen und findet hinter dem ersten Rahmen ihren Platz. Man kann das dreiteilige Panel auf dem Hängerdach auslegen oder für eine bessere Effizienz zur Sonne ausgerichtet aufstellen. Die Box hat zwei 12 Volt Steckdosen, drei 5 Volt USB Steckdosen, eine geschaltete Hochstrom-Steckdose zum Anschluss meiner Standheizung und eine Hochstrom-Eingangsbuchse für die Solartasche. Davor geschaltet ist noch eine Energieanzeige, die die Ladeleistung in Volt und Watt anzeigt.

Mit der Energiebox wird dann auch die verdeckt hinter den Molle Rahmen verlegte LED Leiste versorgt. Diese leuchtet warmweiß und kann per Fernbedienung auch gedimmt werden ...

Das war die Grundausstattung, dann kam die Kür! Wenn man im Hänger liegt, hat man nur aus den seitlichen Fenstern Sicht nach draußen. Da ich ja in Schweden und auch sonst - wenn es geht, meist "wild" stehe, wäre etwas mehr Rundumsicht besser. In die Heckklappe habe ich deshalb ein 25 cm Bullauge eingebaut. Zur besseren Lüftung habe ich das Bullauge mit einem Mückengaze-Einsatz  versehen. Auch an die Möglichkeit zur Abdunklung wurde gedacht: Die Vorderseite des Hängers hat keine gerade Fläche und ist in alle Richtungen leicht gewölbt. Ein Fenster oder eine Luke wäre nur mit etwas Aufwand zu verbauen.

Ich habe das dann einfach mit einer nachtsichtfähigen Kamera eines Baby-Überwachungssystems gelöst: Der Bildschirm ist im Hänger am Mollepanel angebracht und die Kamera ist mit 2.4 MHz Funk damit verbunden. Der Bildschirm hat einen fest eingebauten Akku und die Kamera habe ich mit einer 10.000 mAh Powerbank verbunden und wasserdicht in einer kleinen Glasglocke verbaut. Mit Saugnäpfen kann man die nun entweder auf das Hängerdach oder auf die Deichselbox stellen. Die Kamera kommt nur bei Bedarf raus. Der Akku des Bildschirms hält (getestet) 3 Tage und 7 Tage die Powerbank für die Kamera. Eine nette Spielerei, die aber perfekt funktioniert!

Es wird gemütlich ... Energiebox Bullauge in der Heckklappe Nachtsichtfähige Kamera

Der nächste etwas größere Umbau betrifft die Anschlussmöglichkeit meiner Standheizung: Beim Dachzelt waren die Schläuche, die in das Zelt führten, mehr oder weniger "fliegend" nur mit Paracord und Karabiner befestigt. Das wollte ich nun fester und sicherer lösen. Liegt man erst einmal im Hänger und hat die Klappe verschlossen, wäre es mehr als lästig, wenn sich einer der Schläuche lösen würde.

Ich habe somit zwei kleine Revisionsluken aus dem Yachtbau derart umgebaut, dass man die Schläuche da nach Einstecken der Anschlussstutzen durch eine Vierteldrehung verriegeln kann. Diese Luken habe ich dann im vorderen Bereich unten, zur Einleitung der warmen Luft, und hinten oben, zum Absaugen der Raumluft in die Hängerwand eingesetzt. Vorne ist unter der Luke eine weitere deutlich kleinere eingesetzt, durch die dann die Steuerkabel für die Temperaturregelung und die Stromversorgung der Heizung geführt werden. Die Heizung wird von innen per Fernbedienung gesteuert. Im Hänger ist natürlich zur Sicherheit ein CO-Warner angebracht und an der Unterkante der Heckklappe befindet sich eine Zwangsbelüftung. Für eine sichere Frischluftzufuhr ist also gesorgt.

Da das auch allseitig leicht gerundete Dach die gleichen Probleme für den Einbau einer kleinen Dachluke macht, habe ich darauf verzichtet. Da der Innenraum recht klein ist, kann ich mir vorstellen, dass der sich schnell und unangenehm aufheizen kann. Ich erinnere mich lebhaft an die heißen Tage im letzten Sommer. Leider hilft dann auch nicht wirklich der zusätzlich eingebaute "Zelteingang" mit Mückengaze, den man auf dem Bild oben links gut sehen kann. Auch wenn man also nicht unbedingt die feste Klappe schließen muss, gibt es ja keine oder nur wenige Luftbewegungen im Inneren. Sicher wird es sich etwas abkühlen, trotzdem aber staut sich die Hitze.

Um dennoch die warme Luft schnell aus der Kabine zu bekommen, habe ich mir ein Lüfter Panel gebaut, das mit starken Neodyn Magneten einfach auf eines der Fenster aufgesetzt werden kann und dieses dann dicht abschließt. Verbaut sind zwei extrem leise Hochleistungslüfter für Gaming PCs. Angesteuert werden die Lüfter über eine Elektronik, mit der man auf ein Zehntelgrad genau einstellen kann, bei welcher Temperatur die Lüfter anspringen sollen. Sinkt die Temperatur wieder unter den eingestellten Wert, stoppen die Lüfter selbständig. Der Strom dafür kommt natürlich auch aus der Energiebox ...

Beim Dachzelt nur "fliegend" befestigte Schäuche ... Nun verriegelbare Anschlussstutzen und Heizungssteuerung von innen per Fernbedienung Lüfter Panel Auf Zehntelgrad genau einstellbar
Wasserdichte Deichselbox und dreiteilige Solarpanel auf dem Hängerdach Motiv Design muss sein ... Klapptisch und Campingstuhl immer dabei Untergestelle als Tische, Deckel mit Holzplatten als Schneidbretter

Um weiteren Stauraum zu gewinnen, habe ich noch eine wasserdichte Deichselbox montiert. Dann noch ein bisschen Motiv Design angebracht und den Rädern schwarze Radkappen spendiert, um den ansonsten weißen Anhänger etwas zu individualisieren.

Je nachdem was ansteht, nur ein Wochenende oder längerer Urlaub, habe ich noch einen kleinen Klapptisch und einen Campingstuhl dabei. Ich kann aber auch auf der hinteren Kante recht bequem sitzen und die Küchenboxen, die immer zuletzt eingeladen werden, mit Hilfe von zwei Untergestellen als Tische benutzen. In den Deckeln sind dazu Holzplatten eingelassen, die auch als Schneidbretter dienen können. Die aufstehende große Heckklappe mit voller Stehhöhe ist dabei ein guter Sonnen- bzw. Regenschutz!


© 2024 Bernd van Ooy (Lodjur)


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bernd finden sich in unserer Autorenübersicht!